life lesbain
  Lesbische Tochter
 

..........Lesbisch...........


Quelle: www.familienhandbuch.de

Im Prinzip sehen sich homosexuelle Frauen denselben Problemen mit Ihrer Umwelt gegenüber wie homosexuelle Männer. Und doch gibt es gravierende Unterschiede, die erstens daraus resultieren, dass Frauen nun einmal doch anders sind als Männer, zweitens daraus, dass sich die lesbische Szene gravierend von der schwulen unterscheidet und drittens aus der unterschiedlichen Wahrnehmung von Männern und Frauen in unserer Gesellschaft.

Ob eine Frau lesbisch ist oder nicht lässt sich genau so wenig beeinflussen, wie ob ein Mann schwul oder heterosexuell ist. Viele lesbische Frauen machen zunächst auch die eine oder andere heterosexuelle Erfahrung bis sie merken, dass es nicht das ist, was sie wollen. Und genau so wie es schwule Männer gibt, die eine heterosexuelle Ehe eingehen, gibt es auch lesbische Frauen, die jahrelang verheiratet sind bevor sie sich ihre homosexuelle Neigung eingestehen bzw. ausleben. Viele lesbische Frauen verbergen ihre Homosexualität jahrelang, auch vor den Eltern und der Familie. Es fällt ihnen viel leichter, dies zu tun als schwulen Söhnen. Das hängt mit der Art und Weise zusammen, wie Männer und Frauen von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Befasst sich ein junger Mann nur mit Männern, wird er schnell als "nicht normal" abgestempelt. Der Wettbewerb unter Männern in Bezug auf Frauen und ihre Erfolge bei Frauen ist viel ausgeprägter und wird offener ausgetragen als der Wettbewerb unter Frauen.

Ein Mann ohne "Weibergeschichten" ist also auf jeden Fall verdächtig und wird früher oder später auffallen. Bei Frauen ist das ein bisschen anders. Zum einen hängen Mädchen sowieso ständig zusammen - sie gehen zusammen aus, zusammen aufs Klo, sie haken sich unter, sie begrüßen sich mit Kuss, sie umarmen sich, sie kichern und heulen zusammen. Nur die wenigsten Männer finden einen Zugang zu dieser für sie seltsamen Frauengesellschaft und akzeptieren deshalb ohne weiteres, dass Frauen zum Beispiel auch zusammen wohnen. Selbst für heterosexuelle Frauen ist das Zusammensein von Frauen mit Frauen völlig normal. Weshalb sollten sie also misstrauisch werden, wenn zwei beste Freundinnen, die unbemannt sind, zusammen ziehen? Es ist das beste, was sie tun können. Männer erklären sich eine dicke Frauenfreundschaft oft mit dem allseits berüchtigten Satz "die haben eben keinen abbekommen".

Aus all dem folgt, dass homosexuelle Frauen viel häufiger "unentdeckt" bleiben. Sie fallen viel weniger auf als homosexuelle Männer, die zum Beispiel Arm in Arm gehen. Viele homosexuelle Frauen tragen diese Unauffälligkeit jahrelang wie einen Schutz. Die Notwendigkeit sich zu outen, besteht für homosexuelle Frauen nicht in der Dringlichkeit wie für homosexuelle Männer. Das ist zum einen ein Vorteil, denn sie können sich zuerst die Zeit nehmen, selbst mit dem Gedanken vertraut zu werden. Wenn sie sich outen, geschieht es häufig sehr überlegt und sie werden von negativen Reaktionen ihrer Umwelt eventuell nicht so hart getroffen wie schwule Männer, weil sie damit rechnen und weil sie selbst zum Zeitpunkt ihres Coming Outs schon gefestigter sind. Andererseits ist es ein Nachteil, denn natürlich möchten lesbische Frauen die Zuneigung zu Ihrer Partnerin genau so gerne offen zeigen wie andere Leute.

Sensibilität gefragt

Viele Mädchen werden mit der Entdeckung ihrer Homosexualität nicht fertig. Unter anderem auch deshalb, weil große Teile der Gesellschaft ihre Identität als Frauen in Frage stellen. Sie brauchen Hilfe. Eltern sollten sensibel reagieren, wenn die Tochter sich mit ihren Ängsten an sie wendet oder sie bemerken, dass es ernsthafte Schwierigkeiten gibt. Natürlich, alle Teenager haben früher oder später Schwierigkeiten, doch es ist bestimmt hilfreich, wenn sie als Grund für Probleme auch diese Möglichkeit im Kopf haben.

Beispiel

Gisela erzählte ihrer Freundin noch voll Freude, dass ihre Tochter, die bereits studierte, nun endlich einen Freund habe. Zwei Wochen später machte die Tochter einen Selbstmordversuch. Die Eltern waren wie vor den Kopf geschlagen, denn weder hatten sie Probleme bemerkt, noch hatte die Tochter etwas erzählt. Die Tochter weigerte sich, mit den Eltern über die Gründe für ihren Selbstmordversuch zu sprechen, der Therapeut konnte seine Schweigepflicht nicht brechen. Er konnte die Eltern jedoch insofern beruhigen, dass es sich nicht um einen ernsthaften Selbstmordversuch gehandelt habe, sondern um einen Hilferuf. Erst Wochen später fühlte sich die Tochter im Stande mit den Eltern zu sprechen. Sie gestand ihnen ein, dass sie homosexuell sei und versucht habe sich umzubringen, weil sie nicht mehr weiter wusste. Sie sah sich nicht mehr in der Lage, den Erwartungen Ihrer Eltern zu entsprechen und konnte sich auch nicht dazu durchringen, mit den Eltern darüber zu sprechen, weil sie Angst davor hatte, sie zu enttäuschen.

Gisela und ihr Mann waren nahezu beruhigt, dass es sich um eine solche "Kleinigkeit" gehandelt hatte, doch die Tochter sah es nach wie vor als etwas Großes an und verlangte Aufmerksamkeit und Anleitung. Es dauerte eine ganze Weile bis die Eltern erkannten, dass es nicht damit getan war, die Tatsachen zu akzeptieren, sondern dass die Tochter Gespräche und Ehrlichkeit von ihnen erwartete.

Das Märchen vom Richtigen und andere Geschichten

Lesbische Frauen haben es auch wenn sie sich geoutet haben, schwer, tatsächlich als das akzeptiert zu werden was sie sind. Anscheinend fällt es besonders Männern schwer, zu begreifen, dass es Frauen gibt, die keinen Mann brauchen, um ein glückliches, erfülltes Leben zu führen.

Solche Leute haben das Märchen vom Richtigen geschaffen. Unbeirrbar verbreiten sie die Meinung, dass jede lesbische Frau "umgedreht" werden könne, es müsse nur der richtige Mann kommen. Sie weigern sich zu begreifen, dass lesbische Frauen Männer sexuell nicht attraktiv finden. Solche Männer können durchaus beleidigend werden. Sätze wie "die muss nur mal richtig genagelt werden" oder "die hatte nur noch nie einen richtigen Mann" hat wohl jede lesbische Frau schon einmal zu hören bekommen - und übrigens auch viele heterosexuelle Frauen.

Tipp

Wenn man über Ihre Tochter so etwas sagt oder sie es mitbekommen, sollten Sie ganz klar Standpunkt beziehen. Machen Sie deutlich, dass Sie nicht wünschen, dass so über Ihr Kind gesprochen wird und dass Sie diese Ausdrucksweise für völlig unangebracht und die Gedanken, die dahinter stecken, für falsch halten. Das muss kein Plädoyer für Homosexualität werden, aber Sie müssen sich deutlich auf die Seite Ihrer Tochter stellen.

Sollte Onkel Paul oder wer auch immer eine entsprechende Bemerkung machen, sollten Sie ihm deutlich sagen, dass er sich ungezogen verhält und Ihre Tochter unterstützen, falls sie in der Lage ist sich zu wehren - auch wenn sie sich vielleicht selbst im Ton vergreift.

Männer bauen sich mit einer solchen Haltung eine Krücke, damit sie akzeptieren können, dass frau sich nicht für sie interessiert. Das tun sie auch, wenn sie die weibliche Homosexualität scheinbar akzeptieren, aber gleichzeitig von einem flotten Dreier träumen. Durch das männliche Eindringen in die weibliche Zweierbeziehung rücken die Männer auch hier sozusagen ihr Weltbild wieder gerade.

Für die betroffenen lesbischen Frauen sind Äußerungen in diese Richtung, sofern sie noch nicht sehr gefestigt sind, und das sind junge Menschen meistens nicht - nicht nur eine Qual, sondern auch eine Missachtung ihrer Person. Ihre Gefühle und ihre Zuneigung zu einem anderen Menschen werden auf niedrigstem Niveau in den Schmutz gezogen.

Der ultimative Vorwurf, den sich Lesben von den in ihrem Ego getroffenen Männern anhören müssen ist "Lesben sind keine richtigen Frauen". Natürlich sind Lesben richtige Frauen, nur macht man es ihnen oft recht schwer, ihre Weiblichkeit zu leben. Wer häufig angegriffen wird, der muss sich zwangsläufig wehren und sich eine dickere Haut zulegen. Bei den zweideutigen Angriffen, denen Lesben gerade von Männern ausgesetzt sind, darf es nicht wundern, dass es eine ganze Reihe von Lesben gibt, die sich feministisch engagieren und gegenüber Männern fast schon feindselig reagieren. Sie sehen darin die einzige Möglichkeit, sich Gehör zu schaffen und für ihre Lebensform zu kämpfen. Lesben haben nicht mehr und nicht weniger Weiblichkeit als heterosexuelle Frauen. Sie sind auch nicht hässlicher oder hübscher, gepflegter oder ungepflegter. Sie haben auch nichts gegen Männer. Sie verlangen lediglich für sich selbst denselben Respekt, den man auch andern Menschen, egal ob Männern oder Frauen, entgegen bringt.

Doppelter Kampf

Machen Sie sich im Umgang mit Ihrer lesbischen Tochter immer wieder bewusst, dass lesbische Mädchen und Frauen einen doppelten Kampf kämpfen. Sie müssen einerseits denselben Kampf mit einer heterosexuellen Umwelt ausfechten wie homosexuelle Männer. Zusätzlich müssen Sie sich noch dem üblichen Geschlechterkampf in verschärfter Form stellen. Sie kämpfen sozusagen einen Zweifrontenkrieg - an der einen Front geht es um die Vorurteile gegen Homosexualität, an der anderen um die gegen Frauen. Verschärft wird dieser Zwei-Fronten-Kampf durch die Erziehung in einer heterosexuellen Umwelt. Von Anfang an verinnerlichen die kleinen Mädchen das immer noch vorherrschende Familienbild Vater-Mutter-Kind. Durch Eltern, Gesellschaft und Werbung wird ein Bild der Frau und ihrer Aufgaben im Leben suggeriert, das sie nicht erfüllen können und wollen.

Als Eltern sollten Sie daran denken, dass sich die homosexuellen Männer zwar mittlerweile laut und mitunter schrill-bunt Gehör verschaffen. Homosexuelle Frauen sind leiser, haben es aber im allgemeinen noch schwerer. Eine Tochter, die ihnen gesteht, lesbisch zu sein, braucht deshalb Ihre uneingeschränkte Unterstützung.

 
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